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Wer soll zuerst gegen Corona geimpft werden? Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts hat einen Entwurf vorgelegt.
Eine Impfung zum Schutz gegen das Coronavirus wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Noch im Dezember, spätestens aber im kommenden Jahr rechnen Experten mit den ersten verfügbaren Impfdosen. Allerdings wird zunächst zu wenig Impfstoff produziert werden können, um alle Bürger in Deutschland zu impfen und die Nachfrage zu decken. Wer soll also zuerst das Mittel verabreicht bekommen?
Dazu hat die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts nun einen ersten Entwurf für eine Empfehlung abgegeben. Er wurde an die Länder und medizinische Fachgesellschaften geschickt.
Demnach werden zuerst Bewohnerinnen und Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen geimpft. Dazu erhalten Menschen über 80 Jahre die Vakzine, teilte das Bundesministerium für Gesundheit mit. Auch Menschen in Gesundheitsberufen werden den Impfstoff bevorzugt erhalten. Dazu zählt laut der Stiko-Liste Krankenhauspersonal mit hohem Expositionsrisiko, beispielsweise Menschen, die in einer Notaufnahme arbeiten.
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Auch Gesundheitspersonal, das mit Risikogruppen engen Kontakt pflegt, soll zuerst geimpft werden – das sind etwa Transplantationsmediziner, Pflegepersonal in der ambulanten Altenpflege oder Personal in Heimen mit Kontakt zu Bewohnern. Insgesamt geht die Stiko von ungefähr 8,6 Millionen Menschen aus, die zuerst den Impfstoff erhalten werden.
Voraussetzung für eine Empfehlung sei aber ein in Deutschland zugelassener Impfstoff, hieß es. Auf den Entwurf der Experten folgt nun ein dreitägiges Verfahren, in dem Länder und Experten Stellungnahmen abgeben können. Dieser Vorgang wird am Donnerstag enden. Anschließend wird die endgültige Empfehlung veröffentlicht. Auf deren Basis erstellt das Bundesministerium für Gesundheit eine Rechtsverordnung, die noch im Dezember veröffentlicht werden soll.
Verbände warnen vor Konflikten
Wohlfahrtsverbände warnen im Zusammenhang mit den Schutzimpfungen indes vor sozialen Konflikten und wachsender Ungleichheit. »Sobald es einen zugelassenen Impfstoff gibt, werden wir eine Verteilungsdebatte erleben«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Montag. Auch der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, warnte vor Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Impfstoffs. Erst am Wochenende war darüber diskutiert worden, ob eine Impfpflicht zumindest für bestimmte Berufsgruppen oder Tätigkeitsbereiche sinnvoll sei. Ob man so etwas tatsächlich brauche, hänge von der freiwilligen Befolgung ab, hatte der Jurist Steffen Augsberg gesagt. Er ist Rechtswissenschaftler und Ethikrat-Mitglied.
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Zuerst würden gesundheitliche Risikogruppen und medizinisches Personal geimpft, danach diejenigen, die die Wirtschaft am Laufen halten und als systemrelevant gelten, sagte Schneider. Wer aus gesellschaftlicher und ökonomischer Sicht als weniger wichtig angesehen werde, werde »hintenanstehen müssen«, so der Verbandsvertreter. »Das wird natürlich zu Konflikten führen.« Zudem werde sich die Verteilung des Impfstoffs zu einem Konflikt zwischen Arm und Reich entwickeln, sobald weltweit mehr Impfdosen verfügbar seien.
joe/dpa
Für die Mainzer Firma Biontech ist schon heute Weihnachten. Der von ihr entwickelte Corona-Impfstoff wird vermutlich noch in diesem Monat in den USA und in der Europäischen Union zugelassen, in Großbritannien ist er sogar schon auf dem Markt. Dort werden bereits in den nächsten Tagen Menschen geimpft.
Allerdings will sich nicht jeder so bescheren lassen. In Deutschland stehen 25 Prozent der Menschen einer Corona-Impfung ratlos oder unschlüssig gegenüber, so eine Erhebung der Krankenkasse Barmer. Und 22 Prozent der Befragten erklären, sie würden sich nicht impfen lassen. Die meisten von ihnen bezweifeln, dass der Impfstoff sicher ist.
»Das ist natürlich schlecht. Ein guter Impfstoff ist kein guter Impfstoff, wenn er nicht verwendet wird«, sagt der österreichische Virologe Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York City. »Man muss da bessere Aufklärungsarbeit leisten.« Auch andere Experten beklagen ein Informationsdefizit. Die Öffentlichkeit sollte auf die mitunter starken Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen eingestimmt werden, fordert die US-amerikanische Mikrobiologin Deborah Fuller. »Ich habe das Gefühl, dass die bemäntelt werden«, sagte sie einer »Science«-Journalistin.
Spiegel Online